Grabungsstelle Rotes Haus

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In der zweiten Grabungsstelle des Grabungsabschnitts Mittlere Unterstadt II wurde das „Rote Haus“ vollständig ausgegraben (Wohn-/Nutzfläche: 5400 m²).

Es ist über einem Teil der durch Brand zerstörten „Neuassyrischen Residenzen“ errichtet worden. In seinem nordwestlichen Eckraum XX wurden auf dem Fußboden vier assyrisch verfasste Keilschrifttexte geborgen, die in das zweite und fünfte Jahr des babylonischen Königs Nebukadnezar II. (602/603 und 605 v.Chr.) datiert sind (Kühne 1993). Die Nutzung des „Roten Hauses“ fällt folglich zwingend in die Zeit nach dem Zusammenbruch des assyrischen Reiches im Jahr 612 v.Chr., das heißt in die Zeit des spätbabylonischen Reiches (626-539 v.Chr.).

Seine Architektur und sein Inventar (vor allem Keramik) stehen noch weitgehend in assyrischer Tradition (Kreppner 2006) bzw. sind in die späte neuassyrische Zeit datiert (Archiv des Šulmu-šarri, Radner 2002). Der Vergleich der als Zeugen genannten Personen auf den babylonisch datierten Texten mit den Personen des Archivs des Šulmu-šarri macht deutlich, dass die lokalen assyrischen Eliten den Zusammenbruch des Reichszentrums ziemlich unbeschadet überlebt haben und in ihren Ämtern verblieben. Offenbar verzichtete der babylonische König darauf, eine Garnison und babylonische Verwaltungsbeamte nach Dūr-Katlimmu zu verlegen.

Das Rote Haus ist eine dreiflügelige Anlage. Der Nordflügel mit mehreren Kühl- und Lagerräumen diente administrativen Zwecken, der Empfangssaal trennt und verbindet zugleich den Nordflügel mit dem Repräsentationsflügel im Osten sowie dem Wohnbereich im Westflügel. Vier Treppenhäuser deuten ein partielles oberes Stockwerk an, vier sanitäre Räume, mehrere Küchen, Vorratsräume, gepflasterte Höfe und eingebaute Drainagen markieren die beachtliche Ausstattung des Gebäudes. Die Wände der Räume des Westflügels waren rot getüncht (deshalb: „Rotes Haus“) und im oberen Bereich mit mehrfarbigen Rosetten bemalt. Das „Rote Haus“ wurde durch einen heftigen Brand zerstört (Kühne 2000).

 

Literaturhinweise

H. Kühne 1993: Vier spätbabylonische Tontafeln aus Tall Šēḫ Ḥamad, Ost-Syrien. State Archives of Assyrian Bulletin VII, 75-107

F.J. Kreppner 2006: Die Keramik des „Roten Hauses“ von Tall Šēḫ Ḥamad / Dūr-Katlimmu (BATSH 7)

K. Radner 2002: Die Neuassyrischen Texte aus Tall Šēḫ Ḥamad (BATSH 6)

H. Kühne 2000: The „Red House“ of the Assyrian Provincial Center of Dur-Katlimmu, in P. Matthiae et al. (eds.), Proceedings of the First International Congress of the Archaeology of the Ancient Near East, 761-769

 

© Tell Schech Hamad Projekt - erstellt von datalino 2008

Grabungsstelle 'Rotes Haus'

Im Vordergrund die 'Neuassyrischen Residenzen'.

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