Ziel der Ausgrabungen in der Unterstadt II war die großflächige Freilegung neuassyrischer Baustrukturen. Dies ist auch zwischen 1984 und 2004 gelungen und schlägt sich in einer ausgegrabenen Fläche von ca. 25000 qm nieder. Die dabei angetroffenen Strukturen ließen erkennen, dass die Erwartungen, nämlich eine Wohnstadt der Bevölkerung anzutreffen, nicht erfüllt wurden. Stattdessen wurden palastartige Zweckbauten und Residenzen der Eliten ausgegraben. Die Frage, wie die städtebauliche Struktur der restlichen Siedlungsfläche beschaffen sein könnte, drängte sich auf. Deshalb wurde zwischen 1999 und 2003 eine Fläche von über 40 ha von der Firma Eastern Atlas geomagnetisch kartiert. Andere Verfahren, die Geoelektrik und das Georadar, hatten sich als nicht sehr vielversprechend herausgestellt. Ohne dass die Auswertung schon vollendet wäre, lassen sich doch schon einige sehr interessante Beobachtungen anführen:
Die durch die Ausgrabung angedeutete städtebauliche Siedlungsstruktur hat sich voll bestätigt. Sie besteht aus großflächig angelegten Gebäuden wie den ausgegrabenen, die in großzügig konzipierte Straßenverläufe und freie Plätze eingebunden sind. Hinweise auf eine Wohnsiedlung der Bevölkerung lassen sich allenfalls in der Nordwestecke des Siedlungsgeländes ausmachen; diese wäre jedoch insgesamt zu klein, um die mutmaßliche Bevölkerungsgröße beherbergen zu können.
Markant ist der Knick der Stadtmauer östlich des Roten Hauses (s. Titelbild). Dadurch kann der schlecht erhaltene südöstliche Verlauf der Stadtmauer sicher rekonstruiert werden. Dies führt dazu, dass das Stadtgebiet insgesamt etwas größer zu veranschlagen ist als bisher angenommen. Drei Stadttore konnten lokalisiert werden.
Plan der geomagnetischen Prospektion, Eastern Atlas 2003
Ein parallel zur Stadtmauer verlaufende kanalartige Vertiefung von etwa 10 m Breite ist schon vor der Prospektion als Frischwasserkanal gedeutet worden. Er könnte die östliche Stadtseite flankiert und dadurch auch eine fortifikatorische Funktion gehabt haben. Das Wasser wurde über den Sekundärkanal heran geleitet, der in 2,5 km Entfernung am Rande der östlichen Terrassenstufe von dem archäologisch nachgewiesenen großen assyrischen Versorgungskanal abzweigte. Ob ein Teil der ost-westlich verlaufenden Straßenstrukturen im Stadtgebiet eventuell als Stadtkanäle zu deuten sind, ist noch nicht gesichert.
Bei Arbeiten zur Klärung der Stratigraphie im nördlichen Außenbereich der Grabungsstelle "Neuassyrische Residenzen" im Grabungsabschnitt Mittlere Unterstadt II wurde in zwei Testschnitten ein Stadtkanal entdeckt, der sich schon als bemerkenswerte Anomalie auf dem geomagnetischen Prospektionsbild abgezeichnet hatte. Er ist acht Meter breit und aus stratigraphischen Gründen der ältesten Besiedlungsphase der Unterstadt II (Erdphase 9 = Neuassyrisch I) zuzurechnen. Zur Zeit der "Residenzen" war der Kanal außer Nutzung geraten und zugeschüttet worden. Auf dem dadurch entstehenden Außengelände der "Residenzen" wurde eine Straße angelegt, in die zahlreiche Entwässerungskanälchen der "Residenzen" mündeten.
mit Auswertung der geomagnetischen Prospektion: Rechts die Stadtmauer mit markantem Knick; ausgegrabene Fläche mit den Grabungsstellen "Rotes Haus" und "Neuassyrische Residenzen"; links ein Gebäude, was durch die geomagnetische Prospektion erkannt wurde
Bildergalerie2008: Assyrischer Stadtkanal in Dur-Katlimmu entdeckt. |
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Geomagnetische Prospektion |
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