Am mittleren Westhang der Zitadelle wurden auf ca. 200 m² Teile eines repräsentativen Gebäudes P ausgegraben, bei denen es sich um den Palast des Großwesirs (SUKKAL GAL) Aššur-iddin handeln könnte. Ein im Raum A gefundenes aber ursprünglich im Stockwerk darüber gelagertes Archiv von 550 registrierten Texten und Fragmenten könnte auf Grund der an ihn gerichteten Briefe (Cancik-Kirschbaum 1996, Z. Bibliog. Nr. 77) dem aus einer Nebenlinie des Königshauses stammenden Aššur-iddin (Cancik-Kirschbaum 1999, Z. Bibliog. Nr. 159) zuzuschreiben sein. Den Texten zufolge war die Stadt Zentrum einer Provinz (paḫutum), Sitz eines Gouverneurs (bēl pahēte) sowie Sitz eben jenes Großwesirs (SUKKAL GAL) Aššur-iddin, der von hier aus die Geschicke des Westreiches regelte. Diesen multifunktionalen Auftrag hatte sie wahrscheinlich seit Salmanassar I., der den Tempel des Stadtgottes Salmānu von Dūr-Katlimmu gründete (Radner 1998, Z. Bibliog. Nr. 116), dessen Name als theophores Element in den Thronnamen von fünf späteren assyrischen Königen übernommen wurde. Eine Abrollung des persönlichen Rollsiegels dieses Königs ist auf einer Tontafelhülle erhalten (Kühne/Röllig 1989, Z. Bibliog. Nr. 56).
Die in dem Grabungsabschnitt Nordost-Ecke und der Grabungsstelle Neuass. Residenzen der Mittlere Unterstadt II entdeckten neuassyrischen Keilschrifttexte sind von K. Radner 2002 (Z. Bibliog. Nr. 150) ediert worden. Zu ihnen gehört das Archiv des Šulmu-šarri und anderer Archivherren, das im „Roten Haus“ gefunden wurde. Šulmu-šarri war ein langjähriger Bediensteter des Königshauses und zuletzt Vertrauter (ša qurbuti) des Königs Assurbanipal, dem ein hoher Einfluss auf die Geschicke Dur-Katlimmus zuzuschreiben ist.
Auf dem Fußboden des Raumes XX des „Roten Hauses“ wurden vier Keilschrifttexte angetroffen, die weltweit einmalig sind, weil sie in assyrischer Sprache und von einem namentlich genannten assyrischen Schreiber verfasst worden sind, aber mit der babylonischen Formel in die Jahre 2/3 und 5 des Königs Nebukadnezar II. datiert sind. Der Vergleich der als Zeugen genannten Personen auf den Texten mit den Personen des Archivs des Šulmu-šarri lässt erkennen, dass die lokalen assyrischen Eliten den Zusammenbruch der Reichszentren weitgehend unbeschadet überstanden hatten und in ihren Ämtern verblieben waren. Diese Texte revolutionieren das Verständnis von dem plötzlichen Verschwinden der Assyrer nach dem Zusammenbruch ihres Reiches (Kühne 2002, Z. Bibliog. Nr. 140).
Etwa 140 aramäisch beschriftete Tonbullen (so genannte „dockets“) sind an diversen Stellen in den Grabungen der Unterstadt II entdeckt worden. Sie treten zeitgleich mit einer verstärkt zu beobachtenden aramäischen Beschriftung der Seitenränder in Ritzung oder mit Tinte der in assyrischer Sprache und in Keilschrift abgefassten Tontafeln auf. Hinzu treten Ostraka und Gefäßaufschriften, die meistens etwas jünger datieren. Phönizische Inschriften aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. liegen als Gefäßaufschriften und als Siegelinschriften vor.
Fundsituation einer aramäisch beschrifteten Adoptionsurkunde mit dem Fußabdruck eines Kleinkindes sowie zwei schlecht erhaltener Keilschrifttafeln.
Aktuelles» Sonderausstellung "Syrien zwischen Zerstörung und Bewahrung − Die Ausgrabung Tell Schech Hamad" » Ende der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft » Einrichtung des Schech Hamad Archivs NEU: "Berichte der Ausgrabung Tell Schech Hamad / Dur-Katlimmu" (BATSH): Die Bände 17 und 18 (2014), 16 (2015) und 22 (2016) sind erschienen. |
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