Das Forschungsvorhaben ist entstanden aus dem Projekt »Rettungsgrabung Tall Dġērāt-Süd/Nord-Ost-Syrien«, das – gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung – in den Jahren 2000 bis 2004 in Kooperation zwischen der Zentrale des DAI und dem Institut für Vorderasiatische Altertumskunde der FU Berlin (Prof. Dr. Hartmut Kühne) durchgeführt wurde. Die Arbeiten in Syrien konnten mit einer letzten Aufarbeitungskampagne im Museum von Dēir az-Zōr im Jahre 2004 abgeschlossen werden. Die wissenschaftliche Auswertung erfolgt zur Zeit.
Die Grabung galt einem durch ein Stauseeprojekt akut gefährdeten und mittlerweile zerstörten Kastell des frühen 4. Jhs. n. Chr. am Hābūr. Kastelle waren hier zuvor nur aus schriftlichen Quellen bekannt. Wahrscheinlich handelt es sich um den Standort der »Ala prima nova Diocletiana, inter Thannurin et Horobam«, der in der Notitia Dignitatum (Or XXXV, 31.) erwähnt wird.
Unerwartet war der Nachweis einer repräsentativen Um- und Neubebauung des Kastellgeländes noch in frühbyzantinischer Zeit. Der bisherige Stand der Auswertung erhärtet die Arbeitsthese, dass in Tall Dġērāt-Süd aus dem Kastell ein Kloster mit Kirche zu einer Zeit entstand, als die Grenzverteidigung in dieser Region des frühbyzantinischen Reiches in den Händen der Ġassaniden, eines christlichen Araberstammes, lag. Die symbolische Bedeutung der christlichen Anlage in dem nun zur Siedlung geöffneten Kastellgelände dürfte sowohl im intramuralen wie extramuralen Raum enorm gewesen sein. Der befestigte Ort als Ganzes blieb davon unabhängig wohl weiterhin ein wichtiger Faktor der Grenzsicherung.
Andreas Oettel
Ostflanke, Reste der Kastellbebauung und der darüber liegenden Kirche (?) von Süden
BildergalerieUntersuchungen am Tell Dgherat (6 Bilder) |
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